Die asiatische Wirtschaft ist wieder erwacht
Asien ist heute der wichtigste Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Mehr als die Hälfte des globalen Wachstums entfällt auf diesen Kontinent – Tendenz steigend. Wer die Dynamik der Weltmärkte verstehen will, kommt um Asien nicht herum. In der wirren Situation, die US-Präsident Trump insbesondere mit seiner konfusen Zollpolitik verursachte, erfuhr das Wiedererstarken der Wirtschaft in Asien nicht die gebührende Aufmerksamkeit. Dabei geht es nicht nur um China, sondern ebenso um Indien, Südkorea oder die aufstrebenden Volkswirtschaften Südostasiens. Japan lassen wir in dieser Betrachtung bewusst aussen vor.
Oft entstehen Produktideen in den USA oder Europa. Ihre Umsetzung und industrielle Realisierung aber erfolgt in Asien. Ob Smartphones, Solarmodule oder Batterien, ohne die dortigen Produktionskapazitäten und die Fähigkeit, Innovationen schnell und effizient in Massenmärkte zu überführen, wäre vieles undenkbar. Regionen wie Südkorea oder Taiwan sind längst nicht mehr nur Werkbänke, sondern hochentwickelte Know-how-Zentren, die mit eigenen Forschungsschwerpunkten global Standards setzen.
Auch bei Rohstoffen nimmt Asien eine Schlüsselrolle ein. China dominiert die Verarbeitung seltener Erden, die für Batterien, Windräder oder Elektronik unverzichtbar sind. Hinzu kommt ein makroökonomischer Aspekt: Ein schwächerer US-Dollar erleichtert asiatischen Exporteuren den Zugang zu globalen Märkten. Umgekehrt profitieren westliche Volkswirtschaften, weil importierte Güter günstiger werden und inflationsdämpfend wirken.
Gleichzeitig entwickelt sich Asien zu einem Zentrum für digitale Innovation. Während Europa oft noch über Rahmenbedingungen diskutiert, entstehen in China, Südkorea oder Indien marktreife Lösungen. Die jüngsten Fortschritte im Bereich künstlicher Intelligenz – man denke etwa an DeepSeek – zeigen, dass Asien nicht nur Produktionsstandort, sondern zunehmend auch Taktgeber neuer Technologien ist. Mit Super-Apps, Halbleiterinnovationen und Robotik geht die Region eigene Wege, die weit über Kopieren hinausreichen.
Chancen für Schweizer Qualitätsprodukte
Für die Schweiz ist Asien ein zentraler Partner. Rund ein Fünftel der hiesigen Exporte gehen heute dorthin, von Präzisionsinstrumenten über Uhren bis hin zu pharmazeutischen Produkten. Umgekehrt beziehen Schweizer Unternehmen essenzielle Vorprodukte, etwa in der Elektronik oder Medizintechnik. Diese enge Verflechtung schafft Chancen, aber auch Abhängigkeiten. Besonders die wachsende Mittelschicht in Indien und Südostasien eröffnet neue Absatzmärkte für Schweizer Qualitätsprodukte. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Schweizer Exporte nach Asien von rund 15 auf über 19 Prozent gestiegen – ein klarer Beleg für die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung dieser Region.
Lange galt Asien als Kontinent, der vom Westen lernt. Heute präsentiert er eigene Innovationen: China ist führend bei E-Autos, Südkorea bei Batterietechnologien, Indien bei digitalen Plattformen. Die Richtung ist klar: Wer auch künftig global wettbewerbsfähig sein will, muss Asien nicht nur als Produktionsstandort betrachten, sondern als Impulsgeber und Partner auf Augenhöhe.
Fazit: Asien ist kein ferner Absatzmarkt, sondern ein integraler Bestandteil der globalen Wertschöpfung. Für Investoren wie für Unternehmen lohnt es sich mehr denn je, dorthin zu schauen – nicht nur, um Chancen zu nutzen, sondern auch, um den Puls der wirtschaftlichen Zukunft zu spüren.